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Henning Christiansen

1968-06-21

Ophavsmand/nøgleperson

Johannes Stüttgen

Dokumentindhold

Programpunkter Deutsche Studentenpartei

Transskription

DEUTSCHE STUDENTENPARTEI

ÜBERGEORDNETE PROGRAMMPUNKTE

Das Programm der DEUTSCHEN STUDENTENPARTEI, das in seiner allgemeinen Form hier vorgestellt werden soll, bezeichnet die Richtung, in die die Partei zielt, ihre Aufgaben, Probleme, den Ursprung ihrer Arbeit und ihre Bestimmung, ihren geistigen Raum. Das Programm bedarf einer ständigen Erweiterung und Konzentration, es unterliegt der Entwicklung der Partei selbst, ihrer Kontinuität und ihren Sprünggen, den Prinzipien künstlerischer, menschlicher arbeit in der Geschichte der Erde und über ihr, und seine Erarbeitung selbst ist ein wesentlicher Punkt in dem Programm, dessen Realität die Idee und deren ununterbrochene Verwirklichung am vorhandenen Material erweist. Die Inkarnation der Freiheit in der Kunst, der Imagination, im Denken und vernünftigen Handeln der Menschen ist die Befreiung der Menschen aus ihrer verschuldeten Beschränktheit, die unpolitisch war und zu gefährlichen Ungenauigkeiten geführt hat. Die Wahrheit wird gemacht. Der schöpferische Einsatz eines jeden in seinem Bereich, seine intensive Arbeit an sich selbst und seinem engsten Kreis ist die Voraussetzung zu einer wirklichen, globalen Veränderung von Zuständen, die verändert werden müssen. Die Partei ist eine Erziehungspartei, sie arbeitet für die notwendige Erweiterung des Bewußtseins mit vernünftigen Methoden und betont die Radikalität ihrer Forderungen nach grundlegender Erneuerung aller herkömmlichen Formen im Leben und Denken der Menschen. Der Verlust der kraft, die alles gemacht hat, die im Menschen als geistiger Realität durchdringt in unerschlossene Möglichkeiten vorstößt, die reinigt und Erkaltetes auflöst, führt zu der allmählichen Erstarrung in allen Bereichen, die zur Zeit tatsächlich zu beobachten ist, sei es in der Politik, in den Wissenschaften oder dem Zusammenleben uni Zusammenarbeiten der Menschen. Der geistige Notstand ist das Dillemma, aus dem die Partei herausführen will. Die Partei stellt keine Dogmen auf sondern fordert alle Menschen, die neue Ideen haben, zur Mitarbeit an den Problemen auf, von deren Losung der geistige Bestand abhängt, sie faßt alle vorhandenen Kräfte wirksam zusammen – stellvertretend - und will ihnen eine gemeinsame Plattform der Betätigung verschaffen, sie sieht dementsprechend ihren Erfolg in der Wirksamkeit und Ausstrahlung qualifizierter Minderheiten und nicht in ihrer bloßen Erweiterung (Quantität), beispielsweise einer qualitativen Überflügelung schon bestehender Parteien, die ohnehin einem langst erstarrten, unwirksamen, unglaubwürdigen System verfallen sind und deswegen jetzt und auf die Dauer keine Rolle mehr spielen. Die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI ist eine Antipartei. Die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI ist eine Metapartei. Sie ist eine Studentenpartei, weil alle Menschen, deren eigentliches Interesse der Lernprozeß und die geistige Entwicklung ist, Studenten sind, Lernende, Lehrende. Sie ist in Deutschland gegründet worden und beginnt von Deutschland aus ihre Arbeit über allen nationalen Grenzen hinweg, in diesem Sinne ist sie eine Weltpartei und als solchen das Zeichen einer bevorstehenden, völlig neuen Dimension kultureller, wirtschaftlicher und politischer Betätigung: Weltkultur, Weltwirtschaft, Weltrecht. Die Partei macht den Anfang mit der Entwicklung zukünftiger Selbstverständlichkeiten, sie bringt diese ins Bewußtsein. Die Zeit zur Verwirklichung solcher neuen Formen und Inhalte und Begriffe ist reif, und die Partei stellt diese neuen Formen nicht als unrealistische Utopien vor, sondern als notwendige Ziele, die jetzt angestrebt werdenmüssen: Die Realisation einer wirklich christlichen Welt, wobei zu berücksichtigen ist, daß das Christentum als eigentliches Prinzip der abendländischen, westlichen Tradition diesen westlichen Bereich entscheidend geformt hat und nun- in der Zusammenführung westlicher und östlicher Strahlungen des Geistes - die nächste Stufe erreichen muß. (Aus den Konfessionen und Kirchen ist es längst ausgebrochen und hat diese hinter sich in endgültiger Vergangenheit zurückgelassen: Museale, verhärtete Restbestände.) die großen Leistungen dieser Tradition, die nicht zuletzt auch zu den Naturwissenschaften vorgestoßen sind, bedürfen einer Erweiterung in einen geistigen, allesumfassenden Zusammenhang, sie zielen über die phantastischen Paradoxien und Nihilismen eines isolierten, sich bewußt einengenden Denkens hinaus und deklariert erneut und neu ein neues Bewußtsein: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Das Denken setzt zu einer Erweiterung des Gehirns an: Der Mensch steht vor einer
neuen Zeit. Die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI kann von allen gewählt werden.

1. Das Grundgesetzt in seiner reinen Form ist für die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI die reale Basis eines Einsatzes, positiver, organisch-evolutionärer Veränderung der be-

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stehen en politischen Situation und den noch weitgehend von 19, Jahrhundert geprägten Bewußtsein, der Menschen, deren Beschränkung sich durch die zur Spitze getriebene Einseitigkeit einer materialistisch-positivistischen Orientierung offensichtlich as immer verhängnisvoller erweist. Alarmierende Anzeichen dafür sieht die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI u.a. in der wirtschafts - einheitsstaatlichen Formierungstendenz, der sich alle Staaten ausgeliefert haben, und der damit in Einklang stehenden, erschreckenden Einfallslosigkeit und Ideenarmut der Parteien und Politiker, welche - so degradierte , willfährige Bediener und Kontrolleure eines in sich geschlossenen, durchmanipulierten Apparate- und Verwaltungssystems - in der Sorge um dessen reibungsloses Funktionieren bestenfalls durch vorsätzliche, den allgemeinen Überdruß betreffende Korruptionsattacken ihre flache, taktische Manövrierfähigkeit zur Schau zu stellen in der Lage sind: allen geistig Aufmerksamen eine immer unerträglicher werdende Zumutung. Das daraus resultierende Unbehagen vieler, vor allem junger Menschen hat sich bisher in Demonstrationen, Protesten und revolutionären Aktionen mit negativen Äußerungen begnügt, die - als Kritik und Anstoß zu neuer Beweglichkeit begrüßenswert – neben ihrer ernstzunehmenden Bewußtmachung der augenblicklich katastrophalen Übelstande aber auch eine Ratlosigkeit bezüglich deren Verbesserung offenbaren, die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI - als äußeren Anlaß bezeichnete Professor Joseph Beuys, Gründer der Partei, die Studentenaktionen in der letzen Zeit - übernimmt gleichsam die Anwaltschaft für die richtigen Gefühle der Studenten und sieht ihre wesentliche Aufgabe darin, diese vernünftig zu formulieren und ihnen zu positiver Wirksamkeit zu verhelfen. Die Kraft dazu ist vorhanden und muß nun - ungeachtet äußerlicher Machtkonstellationen – die Entwicklung der Menschen und ihrer Welt auf der Erde formend vorantreiben: Der Zeitpunkt dazu ist günstig. Geschehen kann dies jedoch nur in der sorgfältig formenden Durchdringung des vorliegenden Materials, wozu das auf den Menschenrechte gründende Grundgesetz eine echte Möglichkeit bietet, werden erst die Menschenrechte als Menschenpflichten begriffen und ernstgenommen - ein langsamer, aber der schnellste Weg. Allerdings ist es notwendig, daß das Grundgesetz von allen Verfälschungen, von zweifelhaften Klauseln gereinigt wird: Folgerichtig ist die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI gegen die Notstandsgesetze.

2. Nur durch die Selbstverwaltung autonomer Glieder wie Recht (Legislative, Judikative, Exekutive) – Kultur (Kunst, Religion, Wissenschaft) - Wirtschaft (Produktion, Zirkulation, Konsum = (das föderative Prinzip (Kultur - Freiheit, Recht – Gleichheit, Wirtschaft – Brüderlichkeit)) sind diese Glieder wirklich in Zusammenhang miteinander einsatzfähig und kommen so, voneinander sauber getrennt, zu ihrer wesenhaften Bestimmung einer globalen Wirksamkeit, die die Zusammenarbeit qualifizierter Fachleute voraussetzt. Entscheidungen fallen jeweils in den einzelnen Bereichen. Nur Menschen, die ihre Aufgabe überschauen und jede Arbeit in Hinblick auf die Gesammtarbeit leisten, sind verantwortungsbewußt. Sie allein sind für Entscheidungen zuständig. Egoistische Motive müssen abgebaut werden. Sie schaden allen. Einheitsstaaten werden aufgelöst.

3. In Einklang damit steht die Forderung der Partei nach den Abbau des Nationalismus, der den Egoismus einzelner auf einer breiten, nationalen Basis eigentümlich bestätigt. Die Grenzen müssen abgebaut werden: nationale Besonderheiten und Unterschiede wirken in Bereich der Kultur, in absoluter Freiheit also, schöpferisch und positiv. Es gibt keine plausible Erklärung für die Notwendigkeit von Staatsgrenzen. Sicherlich liegen geschichtliche Ursachen für ihr Vorhandensein vor: Darüber aber gilt es auf der neuen Bewusstseinsebene hinauszukommen. Das ist das einzig Mögliche politische Ziel. Die weltweite Selbstverwaltung der autononen Glieder ist die einzige Möglichkeit für die Zukunft.

4. Folgerichtig fordert die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI absolute Waffenlosigkeit. Irgendwo muss damit der Anfang gemacht werden. In Deutschland soll der Anfang gemacht werden. Dieser Befreiungsaktion werden weitere folgen: sie nämlich ist die Grundlage für den Frieden. Waffen sind längst nicht mehr zur Verteidigung Eines Volkes, bestenfalls zur Erhaltung einheitsstaatlicher, nationalistischer Tendenzen nutze.
Die Gefahr ihres Einsatzes und ihr Einsatz selbst hemmen folgerichtig - Beispiele unmenschlicher, geistfeindlicher Praxis – die entwicklung und sogar die Verwirklichung dessen, wozu sie vorgegebenermaßen eingesetzt werden. Absurdes menschliches Elend, wirtschaftsstaatliche Verhärtung, der völlige Kapitalruin sind die Folge. Das sogenannte Gleichgewicht der Kräfte ist keineswegs Friede, auch nicht die einzige menschenmögliche, wenn auch klägliche Annäherung an ihn, sondern eine bemerkenswert anachronistische Akrobatik auf den Pulverfaß. Die Partei vertritt also auch die Interessen der Kriegsdienstverweigerer.

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Der Krieg, Regulator, Generator und dynamische Möglichkeit sich gegenseitig bekämpfender Kräfte, ständiger Ausweg aus einer frustrierten Stagnation verlagert sich auf die geistige Ebene und muß letztlich in seiner geistigen Realität begriffen werden: Kampf der Ideen. Dies ist die eigentliche Bedeutung des Kriegs für die Geschichte und Zukunft: Jedes Mitglied der Partei wird mehr und mehr in seinem menschlichen Einsatz eine starke, geistige Waffe. Darin besteht die eigentliche Macht.

5. Jeder Mensch muß mit geistigen Mitteln an sich arbeiten, an sich und seinen engsten Kreis. Die Partei, Erziehungspartei, fasst die guten Kräfte zusammen, schaltet sich über das Grundgesetz in die bestehenden Zustände ein, erweitert den Kreis ihrer Mitarbeiter, sie strebt die Einheit Europas, die der Welt an. Dies ist nicht bloßes Wunschdenken, sondern die reale Aufgabe eines jeden für die Zukunft. Der Anfang wird gemacht, daß dieser schöpferischen Initialzündung wichtige Reaktionen folgen werden.

6. Weiter sind zu nennen die Auflösung der Abhängigkeit von Ost und West,

7. Die Erarbeitung neuer Gesichtspunkte für Lehre, Erziehung, Forschung, als Fundament für Weltkultur, Weltrecht, Weltwirtschaft.

Die Kunst ist ihrem Wesen nach der Strom, der aus dem Dillemma, den Irrnissen und Wirrnissen, den Schizophrenien der Zeit hinaustreibt, die Kälte und Erstarrung auflöst. Ihr Wirken, zu dem alle Menschen fähig sind und fähig gemacht werden müssen (- alle Menschen sind Künstler -) ist die eigentliche Grundlage für echte Heilung und Entwicklung auf allen Gebieten menschlicher Betätigung, für Fortschritt und Intensität in den Wissenschaften, der Technik, im Beruf, der alltäglichen Arbeit.
Die Partei kämpft gegen die Restauration des Bildungswesens, gegen den Einfluß schulfremder Mächte auf die Schulen.
Erziehung zur Mündigkeit bedeutet Erziehung zu absoluter Verantwortlichkeit überall für die Natur, die Geschichte. Wichtige Fragen müssen als Aufgaben verstanden werde die Freiheit erweist ihre Realität in den geschaffenen und gebotenen Möglichkeiten am Material: Einheit von Theorie und Praxis. Dies ist die Existenz auf der Erde, das Leben zwischen Geburt und Tod. Formend gilt es, neue Formen zu schaffen und die Schuld, die Verantwortung für alles auf sich zu nehnen. Jede geistige Information bedarf des materialen Trägers: Stoff bedarf der Form, um Träger zu sein. Das Prinzip der Inkarnation ist offenbar: Antworten auf die Fragen eines Lebens über Geburt und Tod, eines Lebens vor der Geburt, nach dem Tod deuten sich an. Die geistige Wirklichkeit verändert die Erde.

Die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI wurde am 22. Juni 1967 unter Versitz von Professor Joseph Beuys, Bildhauer an der Kunstakademie, in Düsseldorf gegründet.

Sitz der Partei: Düsseldorf

Geschäftsstelle: Johannes Stüttgen, 43 Essen, Kleine Hammerstraße 1

Konto: Deutsche Bank (Essen) , Konto-Nr.: 129/ 6953

Düsseldorf, 21. Juni 1968 Johannes Stüttgen

Fakta

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Manuskript

Tysk

Düsseldorf

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