Henning Christiansen
1981-03-02
Ophavsmand/nøgleperson
Henning Christiansen
Dokumentindhold
Kladde til "Forum für normale Gedanken (Eine Rede halten)
Transskription
FORUM FÜR NORMALE GEDANKEN
FORUM FÜR NORMALE GEDANKEN (Eine Rede halten)
Forum für normale Gedanken
In einer Zeit wo die Aufspaltung der Menschen in Gruppen vorherrschend ist, Kampf der Ideologien, Kampf zwischen Regionen, also Kampf auf geistigem und materiellem Plan, da kann’s schwer sein,die Fahnen hochzuhalten im Kampf für eine Mitmenschlichkeit, die auf Rücksichtsnahme baut, die wiederum auf der Vorstellung gemeinsamen Bedarfes basiert ist,trotz aller Beschwerden. Eines Gemeinsamen Bedarfes, der den Akzept von Verschiedenartigkeiten in sich birgt, der aber wiederum Reisig zum Scheiterhaufen trägt- oder Gräben tiefer grabt.
Oft von Leuten vorgespielt, für welche die permanente Zersplitterung ein stabilisierender Faktor eigener Bedürfnisse ist, smart gespielt. Da kann man also nicht anderes tun, als sich auf den gemeinsamen Nenner zu besinnen, z.b. dass der Mensch der “bewegte Isolator” ist, eine Maschinerie mit den und den Funktionen, ein Naturtier, welches so und so ist, ein begrenztes, abgegrenztes Gebiet, mit der ihm innewohnenden Eigenschaft, dass es gerade diesen Faktor nicht akzeptieren will. Ein Ausgangspunkt voller Beschwerden, von welchen man, weiss Gott, selbst ein Teil ist. Ein Kreis, der durchbrochen werden kann, krumm und schief, aber immer noch ein Kreis, jedesmal eine neue Karusseltur.
Jeder Versuch den Kreis auszurichten ist zum Scheitern verurteilt und deswegen töricht. Also, gib auf die Ideologen acht und akzeptiere die Abstände, vielleicht kann man eine ganze Menge erreichen, wenn man die einzelnen Kreisbahnen durchkreuzt, dass heisst, Kontakte aufnehmen, reden, beeinflussen: Anstossen, stossen, Unruhe hervorrufen, Gesichtspunkte auswechseln, verdeckte Operationen aufdecken, sich freizuschreiben aus allen Gemeinheiten, klüger werden, aber das bedeutet permanente Abwehrbereitschaft und dass wiederum ist auf längere Sicht nicht besonders interessant. Wenn Menschen was zusammen machen, passiert es oft, dass Abstande verschwinden, wie Tau vor der Sonne (Die Kreise reiben sich unter einander), aber das ist kein Naturgesetz, erfordert Kultur diese Zusammenarbeit und Kultur, schlechte Zusammenarbeit abzubrechen.
Die Grünländer sollten ein grosses Stück des Ruhrgebietes bekommen, mit feiner Kohle an Stelle von Fischen.....man könnte aber auch Kohle gratis da hinauf in die Kälte schicken, zusammen mit anderen gratiswaren...ab damit im Tausch für Fisch, Fischtausch, man könnte ihnen auch ein bischen Macht geben, indem man den Grünländern das DREI SCHEIBEN HAUS in Düsseldorf verehrte, mit Personal und allem drum und dran (wenn sie es haben wollen), das wäre nicht zu viel verlangt. Dauernd Geld dafür haben zu wollen, das geht auf die Dauer sowieso nicht. Moral und Vernunft
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sind zwei ganz schön verschlissene Begriffe, die nur durch Wissen erneuert werden können, Die Masche, dass alles nur relativ sei, ist doch nur eine Entschuldigung für fehlendes Wissen. Alles ist nämlich nicht relativ. Warum hat man den Stat Israel nicht in Bayern angebracht? Aber es gibt viele Kombinationsmöglichkeiten, aber es ist doch gerade eine der fantastischen Eigenschaften des Menschen kombinieren zu können.... send doch alle Fortschrittsamerikaner in die Ferien ans Caribische Meer....dann gehen wir nicht ganz ’wrong in town’, indem wir uns auch in Zukunft auf die Fähigkeit zu kombinieren verlassen, dann brauchen wir all das Wissen, welches bis jetzt auf der Müllabfuhr vergammelt, und zu nichts anderem benutzt wird, als uns zu bekämpfen.
Das Vorstellungsvermögen ist genauso wichtig. Oft war es nur eine Bremse (Bienengesumm) für menschliche Gemeinschaft, hat Misstrauen und Verdacht erregt, aber weiss Gott auch unsere Möglichkeiten erweitert, sowolh technisch als auch filosofisch. Ulkig noch, ist diese Eigenschaft mit einer gewissen Trägheit verbunden. Es sieht so aus als sei es schwer, neue Vorstellungen zum Wachsen zu bringen, (das soll dieses Buch beweisen), vorallem in Blumentöpfen. Die neuen Vorstellungen, die hat man unter Kontrolle und die Kommunikation ist, trotz grosser technischer Fortschritte auf diesem Gebiet, (Die Hörtelefone des Krystallapparates sind abgeschafft), ein noch immer zu schwaches Glied, deshalb, ist da noch immer reichlich Platz für Utopien und Mystifikationen, oder wie wir auf dänisch sagen: FUCHSSTREICHE.....das macht alles so schwierig.
”Da sass ein Mann in seinen besten Jahren, und redete ästhetisch. Ein junger Student, der die Klugheit selbst schien, spornte ihn an. Der Alte: “Ich sage wie Shakespeare: No, no!” - er konnte nämlich zitieren. "Hat er nichts anderes gesagt?” antwortete der Student.” (H.C. Andersen)
Es ist der reine Quatsch!! oder auch könnte man es ”Konrad Lorenz” nennen. Jedenfalls von hier aus gesehen, vom dänischen Land, auf jedem Fall ist es fantastisch, was da so jeden Tag bei den Fernsehnachrichten über die Schaubühne zieht, gedichtet von Schriftstellern vom gleichen Format wie Alexander Dumas oder Victor Hugo - genau so spannend wie ”der Graf von Monte Cristo” und dann ist’s noch Wirklichkeit - oder fast - schonend ausgewählt - mit zarten Händen auf dem Schreibbrett. Dazu kommt mein grosser Fernsehvater (der Speaker) oder Fernsehmutter (die Speakerin). Mit glattgekämmtem Haar, tadelloser Garderobe.....Dramatik für alle Lizensgelder. Aber das ist, verdammtnochmal ein Teil unserer Wirklichkeit.
Søren Kirkegaard: TAGEBUCH EINES VERFÜHRERS
Macht nix: Die Fantasie wird gefüttert, die Bilder sausen nur so dahin und
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Lassen unseren eigenen Bildern keine Zeit zu uns selbst durchzudringen. Ein gewirbel auf der Netzhaut, die fantastischsten Vorstellungen von Mord und Brand in der Gehirnkiste, zu übernaturlicher Grösse vergrössert, höher als die Sonne und tief unter die Angst:
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So wie im Gedicht ’’KREISLAUFSTOHRING” beschrieben, gibt es viele, die die Situation so empfinden - jetzt. Opfer der ”europäischen Dynamik” - zusammengebrochen auf Grund allzuvieler Forderungen (eigener und anderer). Die “europäische Dynamik” muss verwandelt, umfunktioniert werden. Aber diesmal nix mit “östländischer Filosofie”. Denn arbeiten müssen wir, eine neue Zusammengehörigkeit muss aus der Notwendigkeit entstehen, (ein guter Ausgangspunkt: Die Notwendigkeit). Der Gemeinschaftsteppich muss verfilzt werden. Geldmacht muss gebrochen werden - überschüssiges Geld muss destruiert werden, wie von Beuys vorgeschlagen. Wir können nicht länger das Gedönse mit dem Zinseszins dulden.
“Mit Geld zu handln ist das gleiche wie mit Zucker zu handeln”, sagte ein dänischer Sparkassenbeamter und erhielt folgende Antwort: “Ja, aber Zucker ist doch auch viel zu teuer”. (Zuckeraktien gehören zu den besten Aktien in Dänemark.) Der ungeschickte Sparkassenbeamte hatte das in der Schule des Lebens gelernt und die tägliche Zeitungsspritze bestätigt ihn darin. Börsennotierungen und Valutakurse sind eine Kunstart für sich. “Bezahl was du schuldest” - ” Ja, wenn du mir die Möglichkeit dazu lässt ”, Lohnverträge mit relativen Garantien. Aushöhlung durch Mehrwertsteuern. Steuerpolische Strammungen. Finanzpolitik. Eine Arbeitslosigkeitsstatistik, die doch nicht Stich hält. Manipulator-Korrumpator, gebrochene Versprechen, gebrochene Menschen.
Alberthall, das populäre Konzerthaus, Lieferant geistreicher Lustigkeit, europäischer Konzertmusik. Der verunglückte Mann aus dem Gedicht war da, aber das hat ihn auch nicht geholfen. Der Mensch braucht Vernunft in seinem Arbeitstag und dann erst in die Alberthall, nicht umgekehrt. Das Sicherheitsnetz gleicht einer Arbeitslosigkeitsunterstützung - taucht aber auch nicht. Man wird leer im Blick vor lauter Lediggang. Müde, erloschen, starrt sie von daoben herunter, nachdem man sie ausgezählt hat. Viel zuviele müde Gesichter, viel zuviele nichtssagende Lächeln, viel zuviele schmerzende Rücken, verkehrte Arbeitsstellungen, verkehrter Arbeitsrythmus, viel zu wenig Idee mit dem allen.
Der Preis der Vernunft ist nicht hoch. Wogegen es töricht ist, den Preis der Freiheit zu bestahlen. Lassen wir das bleiben, das wird zu kompliziert. Vernunft brauchen wir!- Luft brauchen wir!
Der blauen Augen Wonne - der braunen Augen Lächeln - der grünen Augen Schimmern - der grauen Augen See - der blauen Augen Lächeln - der grünen Augen See - der braunen Augen frirti Wonne - der grauen Augen Schimmern. Oder mit anderen Worten: Wir brauchen in den achtziger Jahren wieder den "Hessischen Landboten", um weiterzukommen.
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Mit der Autobahn kommt man nicht weiter!?
RASTPLATZ BITTE SAUBERHALTEN - wie nett. Diese Bitte steht überall auf der deutschen Autobahn. RASTPLATZ BITTE SAUBERHALTEN. Dort, wo der Bürger allein ist, probiert man (Die Gesellschaft) mit einer Bitte, appelliert an den Einzelnen um Rücksichtsnahme für andere, für die, die danach kommen, das kostet so wenig. Es ist KULTUR, dieser Bitte nachzukommen.
DIE FINANZEN BITTE SAUBERHALTEN - wie nett. So ein kleines hübsches Schild vor Industrie, Bank und Finanzämtern (Steuerbüros), wäre garnicht so dumm. Mal gespannt, ob das helfen würde. Papiere fliegen uns um die Ohren. Gesetze und Verordnungen, Pfandbriefe, Aktien, Obligationen, Wechsel, u.s.w... Heutzutage dürfen wir sogar in die Buchhaltungen der grossen Firmen hineinschauen - waschechte Buchhaltung- wasserdichte Rechenschaftsberichte. Aber wenn man z.b, auf den Milliardenüberschuss sieht, den die Ölgesellschaften Exxon vorlegen, wie kann man da noch so ein Wort wie SAUBERHALTEN oder das kleine BITTE anwenden. Las hilft überhaupt nicht. Las kann man mehr wohl kaum KULTUR nennen - solche Buchhaltungen.
Geld ist ansonsten etwas sehr Einfaches. Erdacht als vortreffliches Tauschmittel für Waren und andere Leistungen. Nur durch seltsame Manöver, Manipulationen, wird Geld merkwürdig. Undurchschaubar, wie die Wege des Herrn. Auf diesem Gebiet sind wir uns selbst aufzehrende Virtuosen geworden. Ein tüchtiger Mann kann sich selbst mehrere Male auffressen, bevor man es entdeckt, Andere wiederum werden bei der ersten Rochade aufgefressen, sie kommen nicht einmal auf’s Schachtbrett runter. Geld ist ein lustiges Spiel mit ernsthaften Konsequenzen. Ja, dem Geld haftet etwas Infantiles an. Da ist keine Entwicklung mehr mit Geld verbunden. Geld bremst die Aktivität, stoppt Gedanken, hält das Lasein zurück. Verläuft im Sand. Flüstert dem Wind von vergangenen Dummheiten. Geld erzählt von Kindern, die heute noch an Hunger sterben, obwohl doch genug zu essen gibt, Geld träumt davon, den grossen Seeräuberschatz zu finden, den Golddukaten, der Helten tötete, die nicht länger Helte sind. Sie nahmen das Gold und hinterliessen es uns, schrieb Pablo Neruda. Herr Geld ist eine Person,die wir nicht länger frei zwischen uns herumlaufen lassen können. Herr Geld ist ein Amokläufer. Herr Geld ist eine unzurechnungsfähige Person geworden. Drängt sich vor. Trampelt Obstbäume nieder. Herr Geld hat zuviel Blut getrunken. Er ist berauscht.
DEN MENSCHEN BITTE SAUBERHALTEN
Mit Herrn Geld am Steuer geht das nicht länger.
Mit der Autobahn kommt man nicht weiter.
Geld war einmal ein vernünftiges Tauschmittel.
Wie viele Hintergedanken muss man eigentlich heutzutage haben, um als
ehrlicher Mann zu gelten ?
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8.
BIENENKÖPFE
Es kann natürlich schwierig sein, von "normalen Gedanken” zu reden. Denn was ist eigentlich das Normale? Z.B. ist es nicht das, was über 50 % der Leute denken. ES bringt mehr ein, sich auf die Übereinstimmung zwischen Vorstellung und Möglichkeit zu besinnen, der der Prozess des Schaffens ja auch unterlegen ist, und sich klar darüber zu sein, dass man,wenn es um die Kunst des Möglichen geht, grosse Überraschungen erleben kann.
Wer hätte daran gedacht, dass die künstlerichen Ablagerungen von Beuys eine solche Bedeutung für das menschliche Denken bekommen sollten, so wie es jetzt der Fall ist. Aber so geht es nun einmal, wenn ein ganzer Flock von Menschen in einet bestimmte Richtung stürzt z.b. in die technisch/wissenschaftliche, wobei sie einen Leerraum (HAUPTSTROM) hinterlassen, welchen derjenige, der einen Blick dafür und Kräfte hat, entdecken und bearbeiten kann. Dadurch kann er das ”Geistige Vorfeld” zum Stehen und zum sich Besinnen zwingen. Dieser Prozess ist es, der mit den ”Grünen” und den anderen "Graswurzel” Bewegungen in West und Ost vor sich geht. Teil an diesem Prozess haben sowohl westlicher Kapitalismus als auch östlicher Sozialismus.
Es ist ein weites Feld, in dem wir Menschen zu arbeiten haben. Es gibt genug zu tun und es geht fast immer schief, wenn wir blind auf einzelne Punkte fokusieren und alle Kräfte nur da einsetzen. Wir erreichen natürlich auch grosse Resultate, die Resultate die wir sehen wollen, indem wir gemeinsam in einer bestimmten Richtung arbeiten, aber da ist auch viel verloren gegangen, vieles schief gegangen, wenn das Resultat vorliegt. Es besteht also eine Gefahr in der Gemeinschaftspsychose, die ganz grell zum Ausschlag kommen kann (z.b. Krieg).
Das normale hat also demnach nichts mit’’Mehrzahl” zu tun. Für die Menschen ist das Normale eher: BEWEGUNG. Ununterbrochene Bewegung, Suchen, Arbeit, Entwicklung. Wir sind nicht statisch innerhalb des “Rahmens der Möglichkeiten”. (Unser Rahmen der Möglichkeiten kann erweitert werden, die psychofysische Balance muss nur vorhanden sein).
Von Beuys geht eine fantastische Entwicklung von seine "Ulysseszeichnungen” aus bis zu der Arbeit mit den GRÜNEN heute. Es hat sich schon erwiesen, dass nicht nur Beuys vernommen hat, dass der Bedarf für eine radikale Änderung des menschlichen Kurses vorhanden ist, falls unsere Errungenschaften uns nicht ersticken sollen. Als Künstler hat er Gedanken, die latent vorhanden waren vernommen, und diese klar in seiner Arbeit zum Ausdruck gebracht. Und das ist das großartige beim Menschen, dass das geschehen kann.
Wir erleben heute ein West-Deutschland, wo eine Entwicklung angefangen hat, von der wir uns viel Gutes versprechen können, wohlgemerkt, falls die Signale richtig erfasst werden. Und selbst wenn die Bastionen des alten
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mental geschädigten Deutschlands noch gehalten werden, so ist doch BESINNUNG ein wesentlicher Zug deutscher Politik heute.
Möge die HONIGPUMPE inganggesetzt werden. (Das würde unter anderem die Türken freuen).
Dreh und wende die Worte.
DAS DENKEN.
Verwirklichen.
Henning Christiansen
2. Marz 1981
Fakta
PDFTysk
Henning Christiansen
Alexandre Dumas
Victor Hugo
Søren Kierkegaard
Konrad Lorenz
Pablo Neruda
HC arkiv Møn/HC breve 9