Henning Christiansen
1980-11-01
Sender
Ute Haas
Recipient
Henning Christiansen
Document content
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Transcription
Düsseldorf,
d. 1. Nov. 80
Kære Henning,
Tak for Din venligt brev og den meget interesserende artikel om et grønt parti i Sverige! (Jeg skulle gerne få at vide, om der også er et sådant parti formulered i Danmark endnu?) Straks sad jeg ned og prøvede at oversæte texten Du skal få et firste exemplar af den!
Og når Du er tilfreds, vil jeg gerne for fremtiden få artikler for at oversætte de for mine grønne venner! I morgen hørte jeg en radioberetning om kongressen i Stockholm. Var det kongressen om energispørgsmål? Jeg fik desværre kun sidste sætninger. Måske har Du avisartiklen om denne emnet?
Bedste hilsener også
Til Dine kone
[s. 2]
[i hånden] ich habe es etwas zu wörtlich übersetzt.
Was ist Stockholm län? Das Parlament?
Information 22.10.80
(aus einer dänischen Zeitung)
Eine grüne Partei in Schweden?
von Knud P. Pedersen,Civilingenieur, Vorsitzender der Nordischen Volkspartei.
In dieser Zeit geht der Versuch vor sich, eine grüne Partei in Schweden zu bilden. Das "Grüne" kam erst vor kurzem hier ins Land, als "Die Grünen” beschlossen, eine Partei in Westdeutschland zu gründen. Aber so gesehen hat die grüne Politik seit mehreren Jahren tiefere Wurzeln im Norden als südlich unserer Grenze gehabt. Das kann daher kommen, daß unsere Medien überwiegend südlich orientiert sind , daß das Interesse für die grünen Bewegungen in den anderen nordischen Ländern nicht stärker durchgedrungen ist. Nur die norwegische "Zukunft in unseren Händen" und -im Frühjahr- die schwedische "VolksKampagne geyen Kernkraft" sind in Dänemark bekannt.
Die schwedische Entwicklung ist für uns besonders interessant, weil der Versuch, eine grüne Partei zu bilden verbunden erscheint mit einem neuen nordischen Interesse in Schweden.
"Der Dritte Weg des Nordens" ist ein Ausdruck, der wieder durch Zeitungsartikel und Bücher in der schwedischen Debatte geht die seit ein paar Jahren besteht- aber die ernstlich in Gang gekommen ist nach der Abstimmung über die Atomkraft.
Hiermit ist erstens gemeint, daß die nordischen Länder die Möglichkeit haben, die beste Kombination von Freiheit und sozialer Solidarität (der Welt) zu schaffen. Und zum andern, daß der Norden global die "dritte Alternative" im Verhältnis zu den Supermächten werden kann sowohl, als auch ideologisch im Verhältnis zu Kapitalismus und Marxismus.
In dieser Verbindung taucht der Gedanke von einem nordischen Verteidigungsbündnis wieder auf. Selbst Tage Erlander, Schwedens großer alter Mann, hat im Sommer gesagt dass die Idee eines nordischen Verteidigungsbündnisses wohl nicht für immer afgegeben worden sein kann. Jüngere Teilnehmer der Debatte führen diesen Gedanken ebenfalls fort.
Auch der Gedanke an eine nordische Ökonomische Union— einen nordischen Markt- taucht in diesem Zusammenhang auf. Die nordische industrielle Zusammenarbeit entwickelt sich phantastisch- auch wenn dänische Medien nicht darüber berichten, ausgenommen, etwas ist misglückt. Ein Zweck einer engeren nordischen ökonomischen Zusammenarbeit ist, die Selbstversorgung des Nordens zu beschleunigen und dadurch die Verletzlichkeit und Abhängigkeit von ausländischem Kapital zu vermindern.
Der Hintergrund ist klar genug. Unter den Sozialdemokraten war es sehr bürokratisch und von Parteibonzentum geprägt geworden, als Fälldins Zentrumpartei den Durchbruch erreichte mit der Forderung nach Dezentralisierung- und ibrigens mit einem ganz starken grünen Trend. Das Zentrum ging gegen die (Anwendung der) Atomkraft und warnte vor den grossen Einheiten und dem Vordringen der Hochtechnologie. Besonders der Jugendverband nahm eine radikale Haltung ein.
[s. 3]
Aber Fälldins Zusammenarbeit mit Gösta Bohmanns Gemässigten band ihn praktisch an die rechte Seite. (Flügel?). Der Volksradikalismus blieb zahm. Die grüne Farbe lieb unberücksichtigt (“unbegossen”) Die Zentrumsjugend fühlte sich “be..” hintergangen.
Naach der Volksabstimmung über Atomkraft im Frühjahr wuchs die Unzufriedenheit. Olof Palme räumte ohne sich zu schämen am “offenen Schirm” (Fernsehen?) ein, dass er das Thema “Abwicklung mit Vernunft formuliert habe, um die Nein-Seite daran zu hinder, zu gewinnen.
Und Fälldin fand sich damit ab, dass Palme die Zweitstimmen der Ja-Seite zuführte. Sowohl Palme als auch Fälldin haben versagt. Palme betrog offentichtlich, Fälldin war zu schwach.
Die Vokskampagne gegen Kernkraft ist auf diesem Hintergrund ein wichtiger Faktor zur Vorbereitung, eine grüne Partei zu bilden. Die Debatte um die Atomkraft wurde überigens mit eimen völkischen Engagement geführt, das seit vielen Jahren in Schweden unbekannt war. Dieses völkische Erwachen bring tdie schwedische Politik mehr auf eine Linie mit der dänischen und norwegischen- jetzt kennt man auch in Schweden die Kraft der Graswurzeln, da es wirklich gilt. “Miljöbewegungen (Umwelt?) “ haben sich vielerorts in Schweden politisch formuliert- am strärksten in der Kommunalverwaltung hat. In derselben Hauptstadt hat eine Miljöliste, die zum grossen Teil aus sozialdemokratischen Abweichlern besteht, 3 Plätze im Beirat.
Ein Abweichler der folkpartei, Per Gahrton, hat die Sache frisch angefasst. Am 7. Juni schrieb er in “Dagens Nyheter”, dass jetzt der Tag für eine neue politische Partei gekommen sei. Er legte ein Programm vor: “ideologische Verankerung jetzt und in Zukunft, Wachen über nationaler Unabhängigkeit im Rahmen erweiterter nordischer Zusammenarbeit und internationaler Solidarität... usw.
(Es kommen noch der Entwicklungsforscher Nordal Akerman , Prof. Emin Tengström und der Schriftsteller Claes Sjöberg zu Wort, sowie der Schriftsteller Richard Matz)...
In diesem Herbst hat der Vorsitzende der Miljöpartei in Stockholms län Per Enwall, “Gesichtspunkte für eine neue politische Bewegung in Schweden” herausgegeben als Auftakt für eine systematische Programmarbeit für eine neue Partei. Enwall skizziert "den dritten Weg zur Zukunftsgesellschaft”: eine neue, dezentrale Kommunalreform, eine Demokratie-Reform, eine Reform von Erwerbsleben und Arbeitsmarkt und Landwirtschaft. Kleine Einheiten, Genossenschaftsstrukturen, Selbstversorgung, ökologische Verantwortung.
Per Enwall hat auch ein nordisches Programm: Der Norden soll freistehen im Verhältnis zu den Blöcken. Ein nordisches Verteidigungsbündnis (!) soll errichtet werden und ein gemeinsamer ökonomischer Markt des Nordens. Der Norden soll sowohl Import als auch Export begrenzen – die Selbstversorgung beschleunigen- und eine Zusammenarbeit mit der Dritten Welt beginnen- zu deren Bedingungen, nicht zu denen des Kapitalismus. Und der Norden soll aktiver arbeiten an Abrüstung und Frieden.
Im Oktober wird in Stockholm eine Konferenz abgehalten, wo sich eine Reihe dieser Kräfte treffen, um ihre Ideen der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Wenn die Gesichtspunkte, die hier skizziert sind, in Schweden Bedeutung erlangen, werden sowohl die grüne als auch die nordische Linie in Dänemark Unterstützung und Inspiration finden. Es wird auch die nordische Alternative beleben, ohne die wir uns kaum Hoffnung machen können, aus der EF zu kommen. Des Nordens “dritter Weg” ist auch unser Weg, wenn wir uns selber finden-uns selber organisieren-und wenn wir anderen nützen sollen in einer Welt, wo Polarisierung und Habsucht alles leben bedrohen.