Henning Christiansen
1993-04-20
Sender
Peter Kreyenberg
Document content
Awaiting summary
Transcription
Die Ministerin
für Bildung, Wissenschaft,
Kultur und Sport
des Landes Schleswig-Holstein
Kiel, 20.04.1993
Herrn
Prof. Dr. Henning Christiansen
Bakkehoj gaard
DK-4792 Askeby/Moen
Herrn
Dr. Dieter Hoffmann-Axthelm
Schlesische Str. 12
W-1000 Berlin 36
Herrn
Prof. Michael Lingner
Hochschule für Bildende Kunst
FB Kunstpädagogik und Techniklehre
Mühlendamm 47
2000 Hamburg 76
Herrn
Prof. Dr. Gunter Otto
Universität Hamburg
FB Erziehungswissenschaft
Hochallee 27
2000 Hamburg 13
Herrn
Prof. Dr.-Ing. Arnold Schürer
Hochschule für Bildende Künste
Braunschweig
Postfach 25 38
3300 Braunschweig
Düsternbrooker Weg 64
2300 Kiel 1
[s. 2]
Sehr geehrte Herren,
zur 4. Sitzung der Sachverständigenkommission Kunsthochschule am Dienstag, 11. Mai 1993, um 10.00 Uhr in Kiel, Lorentzendamm 6-8, in den Räumen des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Kiel lade ich Sie herzlich ein.
Vor der Sitzung besteht am 09.00 Uhr die Möglichkeit, zusammen mit dem Dekan des Fachbereichs, Herrn Professor Pascual Jordan, sowie mit Prorektoren des Fachbereichs sich einen Eindruck von den Räumlichkeiten zu verschaffen. Sollten Sie daran teilnehmen wollen, so bitte ich, zuvor meine Mitarbeiterin, Frau Sigrid Hemming (Tel. 0431/596-4704), zu informieren.
Das Gespräch mit Professor Jordan, fünf Kollegen des Fachbereichs und zwei Vertretern der Studierenden wird von ca. 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr dauern. Ich habe zur Vorbereitung dem Fachbereich, wie vereinbart, einen Fragenkatalog übersandt und gebeten, möglichst noch vor dem 11. Mai 1993 zu den gestellten Fragen schriftlich Stellung zu nehmen.
Ab ca. 13.00 Uhr werden wir unsere Beratungen dann ohne die Vertreter des Fachbereichs im Gästehaus der Landesregierung in Kiel, Niemannsweg 78, fortsetzen.
Das Protokoll über die 3. Sitzung, den Fragenkatalog sowie einen Entwurf einer Tagesordnung habe ich beigefügt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Kreyenberg
[s. 3]
TAGESORDNUNG
1. Genehmigung der Tagesordnung
2. Protokoll der 3. Sitzung
3. Auswertung des Gesprächs mit den Vertretern des Fachbereichs Gestaltung
4. Erörterung eines Lösungsmodells für die zukünftige Struktur des Fachbereichs Gestaltung
5. Verschiedenes
[s. 4]
Ilwl3c71
Fragenkatalog an den Fachbereich Gestaltung:
1. Der FB hält eine größere Selbständigkeit und deshalb eine neue Institution für geboten.
Frage:
Wäre dieses Ziel nicht auch unter dein Dach der Fach hochschule zu erreichen?
Welche Möglichkeiten für eine größere Selbständigkeit in diesem Rahmen sind denkbar?
2. Der FB will einen größeren Innovationsspielraum für die Freie Kunst.
Frage:
Ist das ein hinreichender Grund für die Neugründung einer Kunsthochschule?
Wäre es denkbar, für diesen Zweck ein Forum zu gründen, in dem sich die Freie Kunst auch durch eine größere Kommunikation nach außen entfalten kann?
3. In seinen Konzeptem fordert der FB mehrere C 4-Professuren.
Frage:
Sollen dies Zeitprofessuren sein oder Dauerstellen?
Welcher Bedarf besteht für Gastprofessuren?
II. 1. Der Fachbereich weist mit Recht auf die schlechte Verzahnung mit der CAU/PH auf dem Gebiet der Kunstpädagogik hin.
[s. 5]
- 2 -
Frage:
Ist es sinnvoll, neben CAU und PH eine eigene kunstpädagogische Ausbildung in einer neuen Institution zu verankern?
Wäre nicht auch denkbar, die Kunstpädagogik durch gemeinsame Berufungen und Doppelmitgliedschaften zu verankern?
2. Wäre es denkbar, die kunstpädagogische Ausbildung als Stufenausbildung zu organisieren, gleichwohl aber gemeinsame Lehrveranstaltungen vorzusehen?
3. Geht man von der jetzigen Lage aus (pädagogisch/didaktische Ausbildung CAU - künstlerische Ausbildung FB Gestaltung), welche organisatorischen Maßnahmen müßten getroffen werden, um zu einer engen Verzahnung dieser Ausbildung zu gelangen?
4. Für welche Schulstufen soll der Lehramts-Studiengang ausgelegt werden?
5. Welche inhaltlichen Beiträge erwartet der Fachbereich von der CAU?
6. Welche Lehrangebote/Kunstpädagogik macht (oder plant) der Fachbereich?
7. Sind die Sachgebiete Kunstpädagogik/Kunsttheorie/Ästhetische Theorie/Fachdidaktik in der Bibliothek des Fachbereichs intensiv/ hinreichend/ in Ansätzen /garnicht gepflegt?
[s. 6]
- 3 -
8. Ist eine Mediensammlung (Diathek/ Folienarchiv/ Textsammlung) für kunstpädagogische Lehre und Praxis vorhanden?
9. Ist die Ausstattung mit technischen Medien hinreichend (Diaprojektoren, Overheadprojektor, Videogerät, Kassettenrecorder)?
10. Hat der Fachbereich ein Konzept für den Studiengang Kunstpädagogik?
III. 1. Worin könnte das Studienangebot der angewandten Bereiche für die Kunsterzieherausbildung bestehen?
2. Worin für die Studierenden der Freien Kunst?
3. Was erwarten die angewandten Bereiche von einer stärkeren Integration mit der Freien Kunst?
[s. 7]
Ministerium für Bildung,
Wissenschaft, Kultur und Sport
- X 615 -
Kiel, 21 .04.1993
App.: 596-4647
v. Unruh
Mitglieder und ständige Gäste der
Kommission "Kunsthochschule"
Protokoll der 3. Sitzung der Kommission "Kunsthochschule"
am Mittwoch, den 17. März 1993, 14.00 Uhr in Hamburg,
Intendanz des Schleswig-Holstein Musikfestivals
Anwesend waren
Dr. Hoffmann-Axthelm
Prof. Lingner
Prof. Otto
Prof. Schürer
Staatssekretär Dr. Kreyenberg
PD v. Unruh
ab 15.45 Uhr als Gast
Prof. Lampe
I. Im Protokoll der 2. Sitzung vom 03.02.1993 bat Prof. Lingner auf S. 3 die letzten drei Wörter ("oder auch die") zu ersetzen durch "und nicht nur", während auf Wunsch von Prof. Otto auf S. 5 das Wort "Kunsttheoriegeschichte" durch "Kunstgeschichte" ersetzt werden soll. Darüber hinaus bat er, a.a.0. in der Mitte den Halbsatz "so z.B. die Malerei zu hinterfragen" zu streichen. Mit diesen Änderungen wurde das Protokoll genehmigt.
[s. 8]
-2-
II. Prof. Lingner verteilte an alle Teilnehmer ein Papier ("Vorschlag zur Sitzung am 17.03.1993"), das an die Vorlage des Ministeriums vom 15.03.1993 anschloß.
Dr. Hoffmann-Axthelm verteilte seine Ausarbeitung vom 29.01.1993, die aufgrund der Sitzung vom 03.02. gegenüber der ersten Fassung noch überarbeitet worden war. Beide Unterlagen bildeten die Grundlage für die sich anschließende Diskussion über die Ausgestaltung eines "Forums".
Dr. Hoffmann-Axthelm äußert Kritik an den Papieren des MBWKS und von Prof. Lingner.
Seiner Auffassung nach dürfte das Forum keine Elemente des normalen Studienbetriebs enthalten. Insbesondere sollte die Kunstpädagogik nicht im Forum eingebunden werden.
Prof. Otto plädierte dagegen für eine Einrichtung, die unter anderem auch der Lehre dient. Das Forum sollte Veranstaltungen anbieten, die auch für die Studierenden partiell verpflichtend sind.
Prof. Schürer erwog, daß die Freie Kunst und die Kunstpädagogik auch herausgelöst in einer Kunsthochschule betrieben werden könnten, während die Architektur, das Industrie- und Kommunikationsdesign an der FH beim Fachbereich Gestaltung bleibt. DAs Forum könnte als Bindeglied zwischen beiden Einrichtungen bestehen und auch für den FH-Bereich die Brücke für ein Weiterstudium im Kunsthochschul- /Universitätsbereich bilden. Die Forschung im Forum sollte sich auf Architektur, Industrie- und Kommunikationsdesign konzentrieren.
StS Dr. Kreyenberg warnt vor immer weiterer Aufsplitterung des ohnehin sehr kleinen Fachbereiches Gestaltung. Vielmehr sollte das Forum eine Insel im Fachbereich sein unter Einbindung von Professorinnen und Professoren auch der PH
[s. 9]
-3-
bzw. der CAU, deren Lehrverpflichtungen bei den Berufungen entsprechend ausgestaltet werden müßten (z. B. 4 SWS von 12 im Forum).
Prof. Otto hält es für zweckmäßig, daß die Studierenden der Kunstpädagogik an der CAU immatrikuliert sind und dort unter Mitwirkung von FH-Professoren geprüft werden. Dazu sei eine Kooperation der FH mit der CAU verläßlich zu sichern.
Dr. Hoffmann-Axthelm lehnt die Einbeziehung der Kunstpäda gogik wiederholt ab; so sei eine Überlagerung der Freien Kunst durch die Kunstpädagogik zu befürchten, die letztlich für die Freie Kunst die Gefahr eines Niveauverlustes brächte. Die Freie Kunst und die Kunstpädagogik hatten ein unterschiedliches Schrittempo, das sich nur schwer miteinander vereinbaren ließe. Eine Verbesserung der Kunstpädagogik sei zwar das Interesse des Landes; der Fachbereich Gestaltung sei mit allen seinen Fachrichtungen an einer "Aufwertung" zur Kunsthochschule interessiert.
Prof. Lingner hält dem entgegen, daß die Freie Kunst eigentlich mehr ein Fremdkörper im Gefüge des Fachbereichs Gestaltung sei, im Hinblick auf die übrigen dort angebotenen Fachrichtungen. Sinnvoller sei es dann, einen eigenen Studiengang "Freie Kunst" gemeinsam mit den Kunsterziehern auf Hochschulniveau einzurichten. Eine Integration dieser beiden Gruppen dürfte möglich sein, da in Kiel (im Gegensatz zur Situation in Hamburg) der Anteil der "Freien Kunst" kleiner ist und nicht die Kunstpädagogen "erdrücke".
Prof. Otto hält demgegenüber an dem Modell einer möglichst breiten Integration fest, die nach Ansicht von Prof. Lingner durch übergreifende Arbeiten gewährleistet sein könnte.
[s. 10]
- 4-
StS Dr. Kreyenberg unterstrich den Gedanken der Instituts lösung mit einer Separierung der Bereiche, wie im Papier von Prof. Lingner. Das Institut hätte damit eine Brückenfunktion.
Prof. Otto hebt hervor, daß das Institut zwei Funktionen erfüllen sollte: Zum einen die Stimulierung des kreativen Potentials hinsichtlich der Freien Kunst, der Architektur und des Kommunikationsdesigns; zum anderen den interdisziplinären Austausch, in dem die theoretischen Elemente des universitären Ausbildungsbereiches mit der künstlerischen Praxis der FH vereinigt wurden.
Es schließt sich eine Diskussion darüber an, inwieweit die angewandten Gestaltungsbereiche (Architektur, Kommunikations- und Industriedesign) in das Forum integriert werden und mit der Freien Kunst in Interaktion treten sollten.
Dr. Hoffmann-Axthelm bezweifelte die Vereinbarkeit zwischen der Freien Kunst und z. B. dem Designbereich, der im Gegensatz zur Freien Kunst für den Wettbewerb ausbilden müsse.
Prof. Lingner betonte die mögliche Perspektionserweiterung auch der anwendungsbezogenen Gestaltungsbereiche durch ein übergreifendes Arbeiten im Forum, das insofern als Movens für ein projetbezogenes Studieren dienen müsse.
Dr. Kreyenberg gab zu bedenken, daß ein solches Forum auch zunächst für einen begrenzten Zeitraum eingerichtet werden könnte, um es dann (etwa nach fünf Jahren) zu evaluieren, bevor über eine Fortsetzung entschieden würde.
III. Weitere mögliche Organisationsformen eines derartigen Institutes mit dem Ziel auch einer größtmöglichen Beweglichkeit unter dem Dach der FH wurden nach dem Eintreffen von Prof. Lampe (ehemaliger Rektor der FH Kiel) erörtert.
[s. 11]
-5-
Prof. Lampe sieht ein Problem darin, dem Fachbereich Gestaltung zu verdeutlichen, daß von dem Gedanken der Kunsthochschule Abstand genommen wird. Eine nur begrenzte Umgestaltung des Fachbereiches wird dort keine Zustimmung finden.
Prof. Lampe gibt zu bedenken, daß eventuell eine eigene FH für Gestaltung, mit dem Rektorat der FH Kiel als administrativen Unterbau, zweckmäßiger wäre.
StS Dr. Kreyenberg greift diesen Gedanken auf; dafür spräche, daß der Fachbereich Gestaltung zur Zeit durch die große FH Kiel "erdrückt" würde. Aber es wären neue Verwaltungsstellen notwendig, die besser für das Forum zur Verfügung stehen sollten.
Prof. Lampe schlägt vor, die Kunsterziehung aus der PH herauszunehmen (wenn die PH zur CAU kommt) und sie einer eigenen Einheit zuzuordnen. Die FH konnte dann einen universitären Studiengang "Freie Kunst" anbieten, was nach Meinung von StS Dr. Kreyenberg aber ohne C 4-Stellen geschehen müsse.
StS Dr. Kreyenberg skizzierte den Stellenumfang einer eigenständigen Kunst-FH (Name "Muthesius-(Fach-)Hochschule ?). Es müßten 50 % Zeitstellen eingerichtet werden, entsprechend dem derzeitigen Stellen-Stand am Fachbereich etwa 15.
Prof. Schürer hält die Zeitstellen für die Experimentierfelder für nötig, während die Professoren, die das Grundstudium bestreiten, auf Dauerstellen (2) sitzen sollten.
Herr v. Unruh bezweifelt, ob die Lehraufgaben in dieser Hinsicht so klar zwischen Grund- und Experimentierstudium getrennt werden können, daß man damit die Stellen genau definieren könne.
StS Dr. Kreyenberg unterstrich die Notwendigkeit, für die Hochschule die Freiheit zu schaffen, neue und interessante Dozentinnen und Dozenten zu erhalten.
[s. 12]
-6-
Es wird erneut die Frage der Kunstpädagogik angesprochen. Dr. Hoffmann-Axthelm lehnt sie im Forum ab; eher seien zwei Foren zu erwägen. Herr v. Unruh bemerkt hierzu, daß gerade deshalb im Papier des Ministeriums extra zwei Abteilungen vorgeschlagen seien, um beide Vorstellungen auf zugreifen. Die Freie Kunst brauche durch die Abteilung "Kunstpädagogik" nicht behindert zu werden, sondern die beiden Bereiche berührten sich da, wo es zweckmäßig und für eine gegenseitige Interaktion förderlich sei.
Prof. Schürer verweist dazu auf die steuernde Funktion eines Direktoriums und eines Beirates für die genannte Einrichtung. Prof. Lampe unterstrich, daß die Kunstpädagogik einen mehr konservativen Charakter habe, die Freie Kunst dagegen flexibel sei; in die Freie Kunst müsse mehr konkrete Lehre eingebracht werden, z. B. durch kunstpädagogische Projekte. Prof. Otto ergänzte, daß das Studium der allgemeinen Erziehungswissenschaft grundsätzlich an der Universität stattfinden sollte, Kunstgeschichte dagegen eher an der Muthesius-Hochschule.
StS Dr. Kreyenberg faßt zusammen, daß der Gedanke eines Forums mit zwei Schwerpunkten, die aber durch eine Querstruktur zusammengehalten werden, weiterentwickelt werden soll.
TV. Der an die Teilnehmer zu Beginn der Sitzung verteilte Entwurf eines Fragebogens an den Fachbereich Gestaltung wird erörtert.
Prof. Otto und Prof. Lingner erklären sich bereit, den Fragenkatalog noch zu überarbeiten, so daß dieser Anfang April dem Fachbereich übersandt werden kann Ergänzt werden sollen auch noch Fragen zum Bereich Forschung, aber auch zum Selbstverständnis der neuen Einrichtung .
[s. 13]
-7-
VI. Der Besuch der Kommission am Fachbereich Gestaltung soll am 11.05.1993 stattfinden. Ab 9.00 Uhr soll eine Besichtigung der Räume vorgeschaltet werden; um 10.30 Uhr die Besprechung mit dem Fachbereich. Ab ca. 13.00 Uhr ist die Fortsetzung der Beratung der Kommission vorgesehen, zu der auch Prof. Lampe wieder eingeladen werden soll.
Dem Fachbereich Gestaltung soll allerdings vor dem Besuch noch kein Strukturpapier vorgelegt werden; die Kommission soll die Beratung mit dem Fachbereich ohne eine vorgefaßte, fertige Meinung beginnen. Gegenüber dem Fachbereich soll sich nur auf den Fragenkatalog beschränkt werden, obwohl das Ministerium ein Papier als Grundlage für den Bericht zur Sitzung am 02.05.1993 vorbereitet.
Sitzungsende: 17.45 Uhr
Klaus-E. von Unruh
Protokollführer