1969-5

FLUGBLATT
der

LIDLAKADEMIE

Vom 5.5. bis 10.5.69 findet in der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Eiskellerstr. 1 eine internationale Arbeitswoche der Lidlakadamie mit folgenden Arbeitstiteln statt: Funktion der Kunsthochschule, Funktion der Kunstpädagogik an Schulen, Funktion der künstlerischen Arbeit. Studenten und drei Professoren der Akademie erklärten sich zur Mitarbeit und Unterstützung der Woche bereit. Prof. Beuys und Prof. Warnach stellen je einen Raum für die Arbeit zur Verfügung. Die Lidlakademie lädt alle, die sich für diese woche interessieren, ein sich zu beteiligen.

Am 5.5.69, 21 Uhr 15, wurden die Teilnehmer an der Arbeitstagung der Lidlakademie durch massiven Polizeieinsatz aus dem Akademiegebäude entfernt und an der Weiterarbeit gehindert. Verantwortlich für diese Zensur zeichnet ein Notstandsgremium, das sich anlässlich der Lidl-tagung am 5.5. erstmals konstituierte mit dem Ziel, über die Zulässigkeit der Arbeitsbeiträge zur künstlerischen und politischen Auseinandersetzung an der Akademie zu befinden.

Dieses Gremium, bestehend aus dem Regierungspräsidenten Hans Otto Bäumer, dem Polizeipräsidenten Horst Jäger, dem Schutzpolizeichef Alfred Halbach, dem leitenden Ministerialrat Gustav Adolf Richter vom Kultusministerium, dem Akademiedirektor Prof. Dr. Eduard Trier und seinem Stellvertreter Prof. Weber, wurde von Direktor Trier zusammengerufen.

Der ersten Amtshandlung dieses Gremiums ging keine sachliche Auseinandersetzung mit den Diskussionspunkten der Arbeitstagung voraus. Sie zielt vielmehr von vorneherein darauf ab, die Arbeitswoche selbst zu verhindern.

Ein Ziel der Arbeitswoche ist die Öffnung der Akademie, um künstlerische Arbeit als gesellschaftliche zu begreifen. Wir arbeiten mit allen daran Interessierten zusammen.

Eine sinnvolle Arbeit ist nur möglich,wenn die Arbeiter Form und Bedingung ihrer Arbeit selbst bestimmen, - nicht, wenn Form und Bedingungen der Arbeit von aussen aufgezwungen werden.