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Henning Christiansen

1972-09-28

Modtager

Dokumentindhold

Åbent brev til Joseph Beuys

Transskription

PARIS DUSSELDORF AMSTERDAM
Aus Anlass der Eröffnung einer Ausstellung im Guggenheim Museum am 5. Okt. 1972 an der ich unter den Düsseldorfer Kunstlern teilhehme. [Marcel Broodthaers]


Düsseldorf, 28-9-72

Lieber Beuys,

Es ist lange her, seit ich Dir einem offenen Brief gschickt habe. (Juni 1968). Heute ergibt sich wieder ein Anlass, Dir zu schreiben. Ich versage mir allerdings den Kunstgriff. Zu oft werden diese offenen Briefe durch Polemik entwerdet und durch die Veränderlichkeit der Umstände überholt.

In eimen verfallenen Haus in Köln, das selbst schon schwer zu entdecken war, habe ich einen Brief gefunden. Ich habe ihn entziffert; Staub und Regen haben hier einige worte, dort ganze Sätze ausgelöscht. Das Papier, auf dem ich nur mühsam die Unterschrift Jacques Offenbachs entziffern konnte, war den chemischen Einflüssen der Verunreinigungen schon Offer gefallen und dadurch so brüchig geworden, dass ich es vorgezogen habe, den Brief abzuschreiben; die handgeschriebene Form habe ich beibehalten, um die geschriebene Ehre meiner

[s. 2]

Handschrift zum Unterpfand für die Echtheit des Briefes zu geben.

M.B.

Köln, .... 18..

Lieber Wagner,

Ich habe soeben die letzte Note der “Grossherzogin von Gerolstein” geschrieben. Wie weit bin ich doch von Tristan und Isolde entfernt! Und ich weiss, dass ich mich noch weiter entfernen werde.
- - - [to fjerdeldels-noter]- - - [én halv note] - - - [fire 64.-dels noter] - - - , - - -
- und - - - [fem 64.-dels noter]- - -
Ja und nein - - - Was die Nachwelt dazu sagen wird? -
- Vielleicht - - - Zweifel kommen mir - - - Dann - - -
1948 - - -, - von 1849. Dein Aufsatz “Die Kunst und die Revolution” - - - von - - - Magie -- - Politik? -
- - - deren Du Dir sicherlich bewusst bist. Die Politik der Magie? Der Schönheit oder der Hässlichkeit? - - -
- Messias! - - -
Im Kampf gegen den Verfall der Kunst wäre demnach das Musikdrama die einzige Form, die alle Künste vereinigen könnte. Ich bin kaum mit der Position einverstanden, die Du beziehst, und auf jeden Fall erkläre ich meine Ablehnung, wenn Du in einer Definition der Kunst die der Politik mit einschlissen willst - - - Magie? - - -
Mein lieber Wagner, unsere Beziehung ist schwierig geworden. Dies ist gewiss die letzte Mitteilung, die ich Dir sende. (Anmerkung: Aus dem in Köln gefundenen Brief scheint hervorzugehen, dass Offenbach die Absicht aufgegeben hat, ihn seinein Adressaten zukommen zu lassen)

[s. 3]

König Ludwig II liess Hans H. von seinen Schlössern weisen. Ihre Majestät ziht Dich jenem Spezialisten der Flötenkompositionen vor. Das kann ich verstehen. Wenn es sich dabei um eine künstlerishe Entscheidung handelt... Aber ist nicht diese Leidenschaft, die der Monarch für Dich an den Tag legt, gleichermassen von einer politischen Entscheidung getragen? Ich hoffe, dass Dich diese Frage eben so sehr beunruhigt wie mich.
Welchen Zwecken dienst Du, Wagner? Warum? Wozu? Elende Künstler die wir sind.

Vive la musique!
Jacques Offenbach

P.S.
Ein Exemplar der beiden Oktavbände von Stendhals Roman – Le Rouge et le Noir – lag ebenfalls im Schutt auf den Boden. Kein Stuhl, kein Tisch. Weiter gab es nichts in dieser Dachkammer. Diese Souvenirs bewahre ich sorgfältig.

M.B.

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Düsseldorf

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