1969-05-14

DIE KUNST IST FREI
IHRE SCHRANKE BILDET DAS GESETZ
DER FREIHEIT

Direktor Trier und das Kultusministerium haben durch die Aussperrung erst eine Kampfsituation geschaffen, für die nun öffentlich die Äusgesperrten schuldig machen. Aus allen Arbeitskämpfen ist diese Taktik bekannt.

Die Schliessung der Kunstakademie setzt uns (Studenten und Lehrkräfe) auf die Strasse. Wer darin einen Beweis sieht, dass wir die Unordnung (auch die “Vernichtung der Akademie”, Trier ) wollen, sperrt sich und uns mindestens in seinem Denken und Wünschen in ein sauberes Gefängnis. Er missbraucht die Freiheit seiner Meinungsäusserung zum Kampf gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung (Art. 18 Grundgesetz).

Einigeln, Aussperren ist die praktische Antwort der “Mehrheit”, wie Trier meint (Düsseldorfer Nachrichten 14.5.69). Diese Mehrheit ist in Wirklichkeit die " Normierende Kraft der faktischen Verhältnisse (K. Jaspers in “Wohin treibt die Bundesrepublik”).

Aus dieser ihrer Praxis, die Ordnung mit Macht zu diktieren, wollen sie den Beweis erbringen, dass Studenten, Lidl-Leute, und Beuys die “Sicherheit” bedrohen. In Wahrheit missbraucht eine Schule, in der die staatliche Aufsicht mit der Ordnung der Herrschenden gleichgeschaltet und schöpferische Initiative verboten wird, die Verfassung gegen die Arbeit in Freiheit.

”Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung”. (Grundgesetz Art. 5, Abs. 3). Der Lehrer ist zur Entfaltung der Schüler da (und umgekehrt), das bedeutet für uns Treue zur Verfassung, Diter Rot: ”Die Akademie ist dazu da, um die völlige Freiheit für jeden und alle zu bringen, in ihr und ausser ihr, zu tun und zu lassen, was sie wollen.”

Auch Trier und die Ministerialdiktatoren sind zu dieser Freiheit herausgefordert: mit den Ausgesperrten zusammen eine Akademie zu schaffen, mit der die Menschen das Ziel der Freiheit erreichen.

AStA der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, Jonas Hafner 14.5.69

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Christoffer Sonnen
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